Zum Landeswettbewerb »Die Gute Form« im November 2017 stellte der Fachverband Schreinerhandwerk Bayern die Gesellenstücke der 55 Innungssieger auf der Messe Heim und Handwerk in München aus. Zwei Stücke wurden für den Bundeswettbewerb nominiert.
Das handwerkliche Niveau der bayerischen Gesellenstücke ist nach wie vor hervorragend und die gestalterische Leistung Einzelner wegweisend. Gleichwohl konnte die Landesauswahl der Gesellenstücke 2017 die herausragende gestalterische Qualität und Originalität der vergangenen Jahrgänge in der Breite nicht halten. Die Ausstellung im Herbst auf der Verbrauchermesse Heim und Handwerk in München zeigte weniger frische Ideen als in den vergangenen Jahren, insbesondere bei den Tischen folgten viele Entwürfe Vorbildern aus ehemaligen Wettbewerben und bei den Korpusmöbeln auch dem Mainstream der Möbelindustrie. Einen Einheitsstil zu adaptieren, ist keine Tugend des handwerklichen Möbelbaus und eine Folge der Sehgewohnheit: Wohin das Auge blickt, sind wir umgeben von unbedacht gesetzten Formen, ob in der Architektur oder im Produktdesign. Wird der Blick gar von Google Images gelenkt, der größten Bildersuche im Internet, ist inflationäre Formgebung fast vorprogrammiert. Gute Gestaltung orientiert sich hingegen an ewigen Formen der Natur und eben an guter Gestaltung – darin liegt auch unsere Motivation für die restriktive Auswahl der Gesellen- und Meisterstücke in unseren Veröffentlichungen. Vorbilder sind in diesem Sinne nicht als Vorlagen zur Nachbildung gedacht, sondern als Anregung, die Formensprache eines gelungenen Möbels in ihrer Schlüssigkeit und Gesetzmäßigkeit zu verstehen. Das schult den Blick und versetzt in die Lage, eigene Aufgabenstellungen mit derselben Konsequenz anzugehen. Zu solchem verstehenden Betrachten sollten idealerweise auch unsere Texte zu den Stücken beitragen.
Technischer Ausdruck
Eine dünne Außenhaut in schwarzer MDF und Klarlack mit Goldeffekt umgibt den Eichenkorpus mit seiner Front aus schindelartig überlappenden Lamellen. Wie Kühlrippen angeordnet, prägen sie im Verbund mit dem Glimmerlack und dem dezenten Stahlgestell die technische Anmutung des feinen Lowboards. Die auf Gehrung gesetzten Einleimer der Türen und Klappen erzeugen empfindliche Lackkanten, sie wären gestalterisch und funktional verzichtbar. Julian Weidner, Schreinerei Arnold, 92706 Luhe-Wildenau.